Die Geschichte des Backgammon
Die Geschichte des Backgammon führt uns in andere Zeiten und Kulturen. Es musste einiges zusammenkommen, damit wir heute mit Spielern aus aller Welt um die Wette würfeln können. Antike Kriege. Das Internet. Und nicht zuletzt Playboy-Gründer Hugh Hefner. Wie das zusammenhängt?
Antike: Ist der Orient die Wiege des Backgammon?
Wo und wann die Geschichte des Backgammon beginnt, ist nicht eindeutig geklärt. Als sicher gilt, dass die Wurzeln vor tausenden von Jahren zu suchen sind. Das macht Backgammon zu einem der ältesten Brettspiele der Welt.
Viele Quellen berufen sich auf den Orient als Entstehungsort. Damals galt Mesopotamien, heute Teil von Iran, Irak und Syrien, als die Wiege der Kultur. Damals waren angesagte Würfelspiele der liebste Zeitvertreib. Es waren die Vorgänger des Backgammon.
Schon vor 5000 Jahren gab es nachweislich solche Spiele. Mit Backgammon hatte das aber noch nicht viel zu tun. Im heutigen Iran werden auch immer wieder uralte Schach- sowie andere Spielbretter gefunden. Mehr dazu:
Die Regeln der damaligen Spiele konnten Forscher bisher nicht vollständig nachvollziehen. Auf jeden Fall gab es markante regionale Unterschiede. Jeder Herrscher bevorzugte eigene Spielbretter, eigene Figuren und natürlich eigene Regeln.
Ägypter, Griechen, Römer: Wer erfand Backgammon?
Aus dem Orient breiteten sich also generell Brettspiele aus. Doch wann beginnt ein Brettspiel, dem Backgammon ähnlich zu werden? Die Suche führt uns nach Ägypten. Vor über 3000 Jahren begann die Oberschicht, das Brettspiel Senet zu spielen - es wird häufig als Mischung aus «Mensch ärgere dich nicht» und Backgammon bezeichnet. Das passt nicht zusammen? Stimmt.
Näher kommen wir bei den alten Griechen. Sie behaupten, den Erfinder des Backgammon zu kennen. Palamedes ist sein Name, seines Zeichens Heerführer der Griechen im Trojanischen Krieg und schlauster Mensch der Welt. Er unterhielt die Soldaten, die vor Troja lagerten, mit Brettspielen aller Art. Auch das Schachspiel soll dabei erfunden worden sein. Belege? Fehlanzeige.
Richtig ernst mit dem Backgammon wird es erst bei den Römern. Das alte Rom kennt dutzende Brettspiele. Das Zwölflinienspiel «Duodecim Scripta» kommt dem Backgammon schon recht nahe. Ohne die Vorarbeit der anderen Kulturen wäre es dazu aber nicht gekommen, denn das Zwölflinienspiel baut auf dem ägyptischen Senet auf.
Das Spielfeld besteht noch aus den altbekannten 12 Linien statt den heutigen Zacken. Ganz angekommen bei der modernen Version sind wir noch nicht. Denn Scripta spielt man mit drei Würfeln. Zudem darf man den Gegner darf nicht schlagen. Übrigens: Da Glücksspiele damals verboten waren, durften die Römer die Würfel nur zuhause rollen!
Das taten sie aber mit Begeisterung. Wer es sich leisten konnte, spielte mit edlen Figuren und Lederkoffer. Weniger gut betuchte nutzten einfache Körner als Spielfiguren. Das kam allerdings nur selten vor, da Backgammon ein Spiel der Oberschicht war.
Es galt sogar als das Lieblingsspiel von Kaiser Claudius, der regelrecht Werbung dafür machte. Wie das aussehen kann, zeigt schon eine Wandmalerei in Pompeji.
Die Weiterentwicklung dieses Spiels gilt als direkter Vorgänger des Backgammon. Tabula ist lateinisch für Brett und verbreitete sich im gesamten Römischen Reich. Die wichtigste Regeländerung gegenüber Duodecim Sripta: Endlich darf man die Steine des Gegners schlagen!
Mittelalter: Das dunkle Zeitalter für Gesellschaftsspiele?
Mit dem Zusammenbruch des Römischen Reichs ging auch Backgammon fast unter. Doch nur fast. Denn Adlige und Gebildete, die sich mit der Antike beschäftigten, entdeckten das Würfelspiel in alten Aufzeichnungen wieder. Sie waren es auch, die das Würfelspiel ordentlich verbreiteten. Könige nahmen es in ihre Sammlungen auf und spielten es am Hof.
Auch in Klöstern wurde scheinbar nicht nur gearbeitet und gebetet. Im Freiburger Augustiner-Kloster wurde eines der ersten vollständig erhaltenen Bretter samt Spielsteinen aus dem 13./14. Jahrhundert gefunden. Englische Soldaten unter Richard Löwenherz spielten leidenschaftlich, doch nur Ritter durften um Geld spielen.
In dieser Zeit veränderte sich das Backgammon noch einmal merklich. In Frankreich spielte man Tric-Trac, im heutigen Deutschland Wurfzabel. Die Regeln kommen den heutigen sehr nahe.
Backgammon im Puff: Ein Spiel mit Sexappeal?
Ein weiterer Name für das mittelalterliche Backgammon: Puff! Dabei wurde es nicht nach dem Freudenhaus benannt - sondern andersherum. Die Bezeichnung soll sich wie das Geräusch fallender Würfel anhören.
Da sich der normale Bürger kein eigenes Set leisten konnte, ging er in eines der umgangssprachlichen Puffs. Dort wurde, neben der Prostitution, auch das Würfelspiel angeboten, um sich die Zeit zu vertreiben. Mehr Erotik, als so manche Backgammon-Runde heutzutage vermuten lassen würde!
Neuzeit: Das Backgame?
Der heutige Name des Backgammon stammt aus England. Im Jahre 1950 finden sich erste Aufzeichnungen über das Spiel, das man früher einfach Tables nannte. Heute würde man das Spiel vielleicht eher Backgame taufen. Früher sagte man allerdings statt Game Gammon. Die Herkunft der Vorsilbe Back entstammt der Tatsache, dass man geschlagene Steine zurück ins Spiel holen will.
1743 formulierte der Engländer Edmond Hoyle das erste vollständige Regelwerk. Backgammon war geboren.
Die letzten Feinheiten wurden erst im späten 20. Jahrhundert korrigiert. 1920 wurde in New York der Verdoppelungswürfel eingeführt. Ebendort entstand auch das allgemeine Regelwerk des «Card and Backgammon Committee», die 1970 perfektioniert wurden.
Mit der Zeit verbreitete sich das Spiel auch immer mehr unter gewöhnlichen Bürgern. Schuld daran sind Berühmtheiten wie Hugh Hefner oder in Deutschland Gunter Sachs. Sie gelten als grosse Fans des Spiels. Hugh Hefner soll bis kurz vor seinem Tod in der Playboy Mansion in Los Angeles täglich gespielt haben.
Backgammon heute
Selbst heute gilt Backgammon noch als Spiel der Reichen und Schönen. Ganz ungern wird das von der internationalen Backgammon-Gemeinschaft nicht gesehen. So richtete ein Prinz das erste grosse Backgammon Turnier 1964 auf den Bahamas aus. Die Weltmeisterschaften finden seit 1979 in Monte Carlo statt. 2018 gewann die Japanerin Akiko Yazawa aus Japan das Turnier ungeschlagen!
Dabei ist Backgammon mittlerweile nicht nur ein Spiel für die Reichen, sondern auch ein Spiel, das reich machen kann! In der World Series of Backgammon wurden 2008 über 500 000 Euro Preissumme ausgeschüttet. Man munkelt, dass in manchen privaten Runden, schon um ähnlich hohe Summen gespielt worden sei.
Reale Turniere sind schön und nett, aber Backgammon ist längstens im Internetzeitalter angekommen. Hier erreicht es die breite Masse. So googeln monatlich rund 50.000 Menschen den Suchbegriff «Backgammon online»!
Die überwältigende Mehrheit spielt dabei kostenlos und nur zum Spass gegen Mitspieler auf der ganzen Welt. Selbstverständlich kann man auch Computerprogramme abzocken. Aber spätestens seit 1979 ist das nicht mehr einfach. Denn einen Tag nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft verlor Luigi Villa gegen ein Computerprogramm.
Das beweist den strategischen Ansatz, der für das Meistern des vermeintlichen Glücksspiels nötig ist. Unterstützt wird die These durch vielfältige Literatur zum Thema Strategie, Aufbau und wichtigen Zügen. Der Kerngedanke: Wer das Spiel besser analysiert und versteht, gewinnt in der Mehrzahl.
Dabei kann Backgammon Software helfen. Das berühmteste Programm heisst eXtreme Gammon und berechnet für jedes Spiel das Personal Rating. Wer Profi werden will, kommt daran nicht vorbei. Seit 2012 gibt es eXtreme Gammon auch mobil für iPhone und Android.
Regeln und Varianten
Die heutigen Backgammon-Regeln, sind relativ schnell erklärt. Du legst die Steine auf das Spielbrett und versuchst Deine Steine in Dein Home zu bekommen - und zwar schneller als Dein Gegner! Dafür würfelst Du und ziehst so viele Schritte, wie die Augen anzeigen.
Wie bei Mensch ärgere Dich nicht kannst Du den gegnerischen Spielstein rauswerfen. Wer als erstes alle Steine im Ziel hat, ist der Sieger! Die genauen Regeln lernst du hier:
Varianten gibt es Dutzende. So spielt man nicht bei allen Turnieren mit dem Dopplerwürfel. Auch die Anzahl der Spielsteine ist nicht festgelegt, klassisch sind 15 weisse und 15 schwarze. Nebenbei kann auch der Aufbau des Felds oder die Zugrichtung variieren.
Sonderregeln müssen vor Beginn eines Turniers festgelegt werden. Professionelle Spieler spielen meist im K.O.-System gegeneinander - wer als erstes 11 Punkte hat, gewinnt und zieht in die nächste Runde ein.
Daneben gibt es besonders in Spielen um Geld einige Regeln, die die Dynamik ankurbeln. Beispiele sind das automatische Doppel, wenn beide Spieler vor Spielbeginn die gleiche Zahl würfeln, oder die Ablehnung des eigenen Eröffnungswurfes. Beide Fälle verdoppeln den Spielwert. Eine interessante Variante für drei oder mehr Mitspieler ist das Chouette.
Fazit
Aus welcher Zeit und Region Backgammon genau stammt, kann nicht eindeutig geklärt werden. Sicher ist jedoch: Schon vor tausenden Jahren haben Backgammon-Vorgänger die Menschen begeistert! Kriege, Sex und der Adel hatten einigen Anteil an der heutigen Beliebtheit des Brettspiels.
Heute verlagert sich das Spiel immer mehr ins Internet. Doch auch analoge Turniere bleiben lukrativ und spannend. Der Kern blieb und bleibt immer der selbe: Hauptsache Du hast Spass!
Quellen: