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(M)ein Leben für das Schach

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Das Schachmuseum Kriens präsentiert…
(M)ein Leben für das Schach, Der Löwe von Leningrad

Das Schachmuseum Kriens widmet Viktor Lowitch Kortschnoi vom 10. November bis 31. März eine Sonderausstellung (Vernissage Dienstag, 10. November 1600 h). Keine Person hat das Schweizer Schach und nur wenige das Weltschach dermassen lange und nachhaltig geprägt wie Viktor Kortschnoi. Infos [email protected]

Geboren 1931 besuchte er in Leningrad (heute St. Petersburg) die Annenschule und studierte anschliessend Geschichte. Wie viele von uns lernte er Schach mit Sieben vom Vater. Nur weniges deutete damals auf eine Schachkarriere, die seines Gleichen sucht, hin.  Während des Krieges wurde er 1943 im schachverrückten Leningrad Mitglied des Leningrader Pionierpalastes. Bereits vier Jähre später gewann er UdSSR Jugendmeisterschaften. 1952 qualifizierte er sich erstmals für die Landesmeisterschaft. 1954 wurde er IM, zwei Jahre später verlieh ihm die FIDE den GM Titel. Die UdSSR hatte einen weiteren aufgehenden Stern am Schachhimmel.

Seinen ersten Grosserfolg gelang Kortschnoi 1962 beim Zonenturnier in Moskau, wo er sich für das Interzonenturnier Stockholm und später fürs Kandidatenturnier in Curaçao qualifizierte.

1967 in Tiflis qualifizierte er sich für das Interzonenturnier in Sousse. In Tunesien scheiterte er im Finale an Spasski, der später den Weltmeister Petrosjan bezwang.

1973 gewann Kortschnoi das Interzonenturnier in seiner Heimatstadt vor Karpow. Beim Kandidatenturnier standen sich die Beiden erneut gegenüber. Diesmal musste sich Kortschnoi geschlagen geben. Karpow erbte 1975 kampflos den Weltmeistertitel von Fischer.

Anlässlich eines Turniers in Amsterdam setzte sich Kortschnoi 1976 in den Niederlanden ab und emigrierte 1978 in seine zukünftige Schweizer Heimat. Er liess seine Familie in der Sowjetunion zurück. Mit Hilfe der FIDE versuchte er, eine Ausreisegenehmigung zu erhalten.

Bei der WM-Ausscheidung 1977 bekam Kortschnoi nach Siegen über Petrosjan, Polugajewski und Spasski die Gelegenheit, erstmals um die Krone zu spielen. Dieser Wettkampf auf den Philippinen in Baguio fand in einem aufgeheizten Klima statt: Kortschnoi machte den linientreuen Karpow für die politischen Verhältnisse in der UdSSR mitverantwortlich. Das Duell erinnerte die Schachwelt an den WM-Match Spasski gegen Fischer. Karpow gewann bei 21 Unentschieden mit 15,5:16,5 denkbar knapp.

Als WM-Teilnehmer für das Kandidatenturnier 1980 qualifiziert, bezwang Kortschnoi Petrosjan, Polugajewski und Hübner und wurde erneut Herausforderer von Karpow. Auch die WM-Neuauflage 1981 in Meran verlor Kortschnoi.

Für das Kandidatenturnier 1983 war Kortschnoi gesetzt. Er sollte im Halbfinale gegen Garri Kasparow antreten, wobei ein Streit zwischen der FIDE und der sowjetischen Schachföderation über den Austragungsort Pasadena in den USA entfachte. Die FIDE erklärte Kortschnoi zum Sieger, was dieser jedoch ablehnte ab. Schliesslich wurde der Wettkampf in London gespielt und Kasparow behielt die Oberhand.

Anlässlich der Qualifikation für die WM 1990 gewann Kortschnoi 1987 in Zagreb das Interzonenturnier. Beim Kandidatenturnier verlor er gegen den Isländer Jóhann Hjartarson. Bei der Qualifikation für die WM 1993 erreichte Kortschnoi beim Interzonenturnier in Manila erneut einen Startplatz für das Kandidatenturnier. Dort unterlag er gegen den Niederländer Jan Timman.

Seit 1991 ist Viktor Kortschnoi mit Petra Leeuwerik verheiratet. Im selben Jahr bekam Kortschnoi von seinem Wohnort Wohlen das Schweizer Bürgerrecht.

Die Sonne von Kortschnoi begann langsam zu sinken, erstrahlen tat sie aber noch viele Jahre! Er nahm trotz fortgeschrittenen Alters an hochklassigen Turnieren teil. Die Schweizer Landesmeisterschaft gewann er fünf Mal: 1982, 1984, 1985, 2009 und 2011. Beim letzten Mal liess es sein Körper nicht mehr zu das Siegerpodest zu ersteigen. Das Siegertrio setzte sich einfach auf die Stufen.

Kortschnoi gewann viermal den Titel des UdSSR-Meisters. In der Schweizer NLA spielte Kortschnoi bis 2012 für den weltweit ältesten Schachklub, die SG Zürich. 1999, 2002, 2003, 2005, 2008, 2009 und 2010 wurde er im Team sieben Mal Meister.

Sein kompromissloser Stil brachte Kortschnoi den Spitznamen „Der Löwe von Leningrad“ ein. Unzählige Berichte wurden dem Löwen gewidmet und er war selbst Autor von Bestsellern:

  • Ein Leben für das Schach 
  • Meine besten Kämpfe 
  • ANTISCHACH. Mein Wettkampf um die WM gegen Karpow in Baguio City 
  • Praxis des Turmendspiels
  • Meine besten Kämpfe, Bd. 1 und 2

Aufgrund seiner langen Karriere hält Viktor der Schreckliche mit gegen 5000 dokumentierten Partien den Rekord für die meisten gespielten Schachpartien. Er nahm an 17 Schacholympiaden teil, sechsmal für die UdSSR und elfmal für die Schweiz. Neben den sechs Goldmedaillen für die UdSSR erhielt er viermal Gold für sein bestes Brettergebnis, zuletzt 1978 als Leader der Schweizer Delegation.

Seit der Jahrtausendwende lässt es Kortschnoi etwas ruhiger angehen und ist immer wieder für einen Scherz gut. So ist sein Satz "Ich bin Schachgrossmeister" ein kleiner YouTube Hit geworden:

Kortschnoi ist in der Schachszene auch für seine markanten Gesichtsausdrücke bekannt. Vor ein paar Jahren kam es in Gibraltar zum Schweizer Generationen Duell zwischen Viktor Kortschnoi und Nico Georgiadis. Dabei hatte Der Altmeister eigentlich nicht viel zu Lachen und musste sich zäh mit Weiss in einem Turmendspiel verteidigen. Nachdem das Remis im Trockenen war sagte Viktor mit einem lächeln zu Nico: "Ich mag Ihre Grimassen"!

In den letzten Jahren hat sich der Gesundheitszustand leider deutlich verschlechtert und Kortschnoi kann nicht mehr regelmässig ans Brett sitzen. 2014 spielte Kortschnoi in Leipzig zwei Schaupartien gegen Wolfgang Uhlmann. 2001 wurde Kortschnoi Ehrenmitglied des Schweizerischen Schachbundes und 2014 FIDE-Ehrenmitglied.

Foto: http://www.bertrandfreiesleben.com/koepfe-viktor-kortschnoi/

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