Rashid Nezhmetdinov - Schachmeister (2)

23.03.2013 (aktualisiert: 06.05.2019) Geschichte 8750 Views Kommentare

Heute folgt der zweite Teil zu meiner Blogserie „Schachmeister“. Nach Alexander Kotov werde ich nun Rashid Nezhmetdinov vorstellen. Rashid wer? Nezhmetdinov ist leider immer noch vielen Schachspielern ein völlig unbekannter Name. Dies versuche ich mit diesem Artikel zu ändern.

Nezhmetdinov wurde am 15. Dezember 1912 in Aktiubinsk (Kasachstan) geboren. Seine Eltern waren Bauern, verstarben aber früh und so musste Rashids Bruder die Familie über die Runden bringen. Die Familie lebte später in Kazan an der Wolga. Sie litten nach der Oktoberrevolution in Russland unter grosser Armut.

Nezhmetdinov lernte die Schachregeln bereits als Kind. Er beobachtete im örtlichen Schachklub die Spieler und brachte sich damit die Regeln selbst bei. Von Weltmeister Capablanca wird dasselbe gesagt, allerdings ist es beim Kubaner umstritten, ob er sich wirklich nur durch zuschauen die Regeln aneignete. Nezhmetdinov war auf Anhieb erfolgreich mit dem Schachspiel. 1927 gewann er ein Turnier der Kazaner Pioniere mit 15 aus 15. Im selben Jahr kam Nezhmetdinov auch mit dem Damespiel in Kontakt, was zu seiner zweiten grossen Leidenschaft wurde.

Im Jahre 1940 wurde Nezhmetdinov von der roten Armee eingezogen. Zuerst wurde er an die mongolische Grenze versetzt, um gegen die Japaner zu kämpfen. Später wurde er nach Deutschland verlegt. Während dem Krieg war er zum ersten Mal etwas vom Glück verfolgt. So kam er um grosse Kämpfe herum. In Berlin traf er erst ein, als der Krieg bereits zu Ende war. Der „Zauberer aus Kazan“ kam erst 1946 wieder in den Schachsport zurück. 1949 wollte es ein Zufall, dass ein Spieler von der Damenmeisterschaft Vorausscheidung zurücktrat. Nezhmetdinov, der das Damespiel vor dem Krieg zugunsten des Schachs in den Hintergrund gestellt hat, sprang kurzfristig für ihn ein. Er gewann das Turnier gleich ohne Niederlage mit 12 Zählern aus 16. Der Final fand im Anschluss der russischen Schachmeisterschaft statt. An Nezhmetdinov kam in beiden Turnieren kein Spieler vorbei und so wurde er erst russischer Meister in Dame, dann im Schach.

Bei den Sowjetischen Meisterschaften gelang ihm 1954 mit dem siebten Platz sein bestes Ergebnis. Wenn man bedenkt, dass die Sowjetunion damals die besten Spieler der Welt stellte, kann man abschätzen wie gut Nezhmetdinov war. Granz grosse Turniererfolge blieben dem Kasachen verwehrt. 1954 beendete er ein Turnier in Bukarest hinter einem gewissen Kortchnoi. Im selben Jahr erreichte mit 2660 seine höchste historische Elozahl. Dass er Schönheitspreise reihenweise gewann, dürfte niemanden erstaunen, der die Partien des Taktikgenies studiert. Nezhmetdinov verstarb am 3. Juni 1974.

Nezhmetdinovs Grab in Kazan.

I am both sad and pleased that in his last tournament, Rashid Gibiatovich came to my home in Latvia. He did not take first place, but the prize for beauty, as always, he took with him. Players die, tournaments are forgotten, but the works of great artists are left behind them to live on forever.Mikhail Tal

Nezhmetdinov wurde zwar „nur“ internationaler Meister, aber er glänzte mit Weltklasse Kombinationen. Er spielte in seiner Karriere 20 Mal gegen einen Weltmeister und machte 10,5 Punkte! Der „Zauberer aus Kazan“ wurde später von Tal als Trainer für den Wettkampf gegen Botvinnik eingesetzt.

Nezhmetdinov (links) gratuliert Tal zum Sieg der 24. UDSSR Meisterschaften in Moskau, 1957.

Warum er im Westen praktisch unbekannt ist, hängt wohl mit dem kalten Krieg zusammen. Damals gelangten nur die allerbesten aus der Sowjetunion auch hier in die Schlagzeilen. Nezhmetdinov war als Taktiker und Kombinationskünstler bekannt, hatte allerdings Mühe gegen grosse Strategen oder Endspielkönner. Besonders eindrücklich finde ich die unzähligen Zitate der grössten Schachspieler über Nezhmetdinov. Tal soll einmal, auf die Frage was sein schönster Tag war geantwortet haben: „Als ich gegen Nezhmetdinov verlor!“ Hier folgt eine kleine Auswahl an Zitaten:

The greatest master of the initiative.Lev Polugaevsky

Nobody sees combinations like Rashid Nezhmetdinov.Mikhail Botvinnik

His games reveal the beauty of chess and make you love in chess not so much the points and high placings, but the wonderful harmony and elegance of this particular world.Mikhail Tal