Gesellschaftsspiele: Die analogen Helden schlagen zurück

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Sie heissen «Leo muss zum Friseur», «Flügelschlag» oder «Blood Rage» und gehören zu den Stars der Szene. Das verstaubte Brettspiel ist sexy geworden. Es hat sich neu erfunden und reitet seit Jahren auf der Erfolgswelle. Aber weshalb greifen auch immer mehr Erwachsene zu Würfeln und Karten?

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Das Wichtigste in Kürze erzählt von Woody

Dieser Artikel ist lang geworden. Dabei ist eigentlich alles so einfach. Kennst du Woody aus «Toy Story»? Das lustige Cowboy-Spielzeug und analoge Brettspiele haben vieles gemeinsam.

Einst der grosse Held, sorgt sich Woody um seine Zukunft. Er ist altmodisch. Zieht man an seiner Schnur, gibt er ein paar Sprüche von sich. Mehr hat er (vermeintlich) nicht zu bieten. Wie soll er so mit der Actionfigur «Buzz Lightyear» mithalten?

Buzz ist stark, fliegt durch die Gegend und leuchtet auf Knopfdruck – eine Allzweckwaffe. Im Film rückt Woody schnell in die zweite Reihe. Andy, sein Besitzer, spielt nicht mehr mit ihm. Woody wird traurig. Aber es gelingt ihm, sich in Andys Herzen zurück zu kämpfen.

Das analoge Brettspiel hat ähnliche Zeiten hinter sich. Zuerst die Flimmerkiste. Dann folgten Spielekonsolen wie Playstation. Nun ringen auch noch Influencer auf YouTube um Aufmerksamkeit. Alles hochauflösend auf Knopfdruck verfügbar. Wozu also dieses bisschen Pappe mit Pöppel?

Weil Woody und Brettspiele den Nerv der Zeit treffen. Sie benötigen keine Spezialeffekte. Ihr Charakter macht sie einzigartig. Sie bringen unterschiedliche Gemüter zusammen und sorgen für positive Emotionen. Das ist es, was zählt. Oder wie es in Toy Story heisst: «Du hast einen Freund in mir».

Die analoge Antwort auf die Digitalisierung

Drohnen, Virtual-Reality-Brillen und künstliche Intelligenz dominieren die Schlagzeilen der Medien. Die digitale Lawine donnert unaufhaltsam und bietet viele Vorteile.

Dank Facebook bleiben wir mit unseren Freunden in Kontakt, selbst wenn sie tausende Kilometer entfernt wohnen. YouTube hat immer ein passendes lehrreiches Video parat. Instagram bringt uns Christiano Ronaldo, Selena Gomez und Kim Kardashian ganz nahe.

Selbst der liebste Bär ist manchmal gereizt.

Aber: digitale Reize reizen. Der Ton in den Kommentarspalten liegt oftmals irgendwo zwischen rau und gehässig. Statt Beziehungen zu vertiefen, führen wir sie oberflächlich. Wir eilen mit Kopfhörern durch die Gegend, als würde die Umwelt nicht existieren. Unsere Haltung verhindert spontane Gespräche oder anregende Diskussionen.

Einsamkeit ist zum Problem geworden. Die Jagd nach Likes hilft da nicht weiter. Freundschaft bedeutet, sich zu treffen, einander zuzuhören, gemeinsam zu lachen oder sich auch mal tierisch auf den Keks zu gehen. Echte Emotionen eben.

Was hat das mit Brettspielen zu tun? Es liegt im Kern eines Brettspiels, dass man sich gemeinsam an einen Tisch setzt. Die fantasiereichen Welten aus Karton laden zu Verhandlungen, Diskussionen und Gelächter ein. Kurz: Brettspiele entschleunigen eine verdammt schnelle Welt.

Ausgleich zum stressigen Alltag

Fühlst du dich gestresst? Dann bist du nicht alleine. Laut dem Gallup 2019 Global Emotions Report leiden mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung unter Stress - Tendenz steigend. Rein westeuropäische Studien publizieren meistens noch höhere Werte.

Es scheint, als wäre der moderne Mensch ein Sklave von Arbeit und Handy. Wir müssen 24 Stunden erreichbar sein und dürfen ja keine Eilmitteilung verpassen. Beschissene Laune ist die Folge. Die Leistungsfähigkeit nimmt ebenfalls ab.

Ein bisschen Yoga schadet nie!

Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, benötigen wir bewusste Auszeiten. Einfach mal Weg vom Monitor! Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Yoga, Bücher lesen, Gärtnern oder eben das analoge Spiel. Hauptsache wir entspannen und bauen dadurch Stress ab.

Wenn du Spass hast, lässt dein Körper eine Reihe an Glückshormonen los. Endorphine beispielsweise. Diese reduzieren Schmerz - wozu auch psychische Schmerzen wie Stress gehören. Beim Lachen wird das besonders deutlich.

Fantasiereiches Kopfkino

Ein Gesellschaftsspiel ist wie eine Abenteuerreise. Der Reiz liegt in der Spannung, im Unerwarteten. Du weisst nie, wie es ausgeht. Zwar spielt sich die Reise oberflächlich betrachtet nur auf dem Tisch ab. Aber dein Gehirn dichtet sich eine einzigartige Geschichte. Fantasie pur!

Im Hier und Jetzt versunken, tauchst du in eine realitätsferne Spielwelt. Du übernimmst  aussergewöhnliche, aufregende und vielseitige Rollen: sei es ein bescheidener Bohnenbauer, ein heldenhafter Ritter oder ein Monster, welches um die Vorherrschaft Tokyos kämpft.

Man taucht in fremde Welten ein, ohne dabei den Sinn zur Realität zu verlieren. Spezialeffekte braucht es dafür nicht. Brettspieler finden spielerisch ihren «Flow». Dieses Phänomen ist schwer zu beschreiben, aber es fühlt sich grossartig an. Die Sorgen aus dem Alltag sind (für eine Weile) vergessen. Ob man gewinnt oder verliert, ist zweitrangig.

Wenn du regelmässig spielst, weisst du, wovon ich spreche. Der Trailer vom Kickstarter-Projekt «Who goes there?» erzählt in 96 Sekunden, was ich beim wöchentlichen Spieleabend erlebe:

Die Revolution der analogen Spiele

Es ist paradox, aber die Digitalisierung verleiht analogen Gesellschaftspielen eine nie dagewesene Popularität: Die Besucherzahlen und Aussteller schiessen an der «Spiel» in Essen regelrecht in die Höhe. Dazu erscheinen jedes Jahr über 1000 neue Spiele auf Deutsch!

Schachtelspiele haben eine beachtenswerte Entwicklung hinter sich. Es ist wie das Telefon, das sich zum Smartphone gewandelt hat. Kaum wiederzuerkennen, nur die Grundfunktion blieb gleich.

Früher hiessen die Helden «Monopoly», «Risiko» oder «Spiel des Lebens». Aber was sag ich Helden? Sie geniessen in der Szene keinen besonders guten Ruf... Sind sie doch einer der Gründe, weshalb Brettspiele manchmal noch immer als langweilig abgestempelt werden.

Die [link category="233" title="Klassiker"] haben mehrere Probleme: Es dauert lange, bis etwas passiert. Die strategischen Entscheidungsmöglichkeiten sind stark eingeschränkt. Die Spielthemen sind oftmals nicht mehr zeitgemäss und die Mechanismen nicht elegant umgesetzt.

«[link product="1606" title="Leo muss zum Friseur"]», «[link product="3257" title="Flügelschlag"]» oder «[link product="2248" title="Blood Rage"]» lauten die heutigen Stars. Diese drei Beispiele zeigen vor allem eines: Es gibt nicht das Eine Gesellschaftsspiel. Familien mit Kindern spielen anders als Gelegenheitsspieler – von Freaks gar nicht erst gesprochen.

Moderne Gesellschaftsspiele zeichnen sich durch geschmeidige Mechanismen und Spannung aus. Sie erzählen Geschichten. Das war nicht immer so. Aber in den letzten Jahrzehnten haben sich «Ameritrash» und «Eurogame» immer stärker vermischt.

Die wahrscheinlich coolste Superhelden Gruppe!

Früher prägten Rollenspiele die USA. Die Autoren waren wunderbare Storyteller, aber die strategischen Möglichkeiten fehlten. In Europa entwickelten kreative Köpfe innovative Mechanismen, aber das Spielthema drang nicht so richtig durch.

Mittlerweile geniessen wir beide Elemente gleichzeitig. Wie zum Beispiel «[link product="1977" title="Die Legenden von Andor"]» oder «[link product="3064" title="Detective"]» beweisen. Dazu entwerfen talentierte Künstler atemberaubende Designs mithilfe digitaler Software. Der 3D-Drucker spuckt detailreiche Miniaturen aus.

Heute gibt es deutlich mehr vollberufliche Spieleerfinder als noch vor der Jahrtausendwende. Das führt zu neuen tollen Spielideen, was wiederum die Absätze steigert. Es ist wie ein Schneeball, der ins Rollen gekommen ist.

Die Lebensschule für Jung & Alt

Viele Dinge erfüllen einen Zweck. Wer Gemüse anpflanzt, hofft auf schmackhafte Ernte. Wer ein Sachbuch liest, möchte neue Dinge lernen. Aber warum spielen wir? Einfach gesagt, weil es uns Unterhaltung bietet. Das Spiel kann aber noch deutlich mehr...

Beim Brettspiel eignen wir uns keine überlebenswichtigen Fähigkeiten an. Trotzdem ist es sinnvoll und wir können mehr als nur eine Partie gewinnen. Verhandeln, täuschen, lügen, reden oder schweigen gehören zum Gesellschaftsspiel. In diesem geschützten Rahmen entwickeln wir Kernkompetenzen und festigen unsere Persönlichkeit.

Die Tierwelt macht es vor

Unser Spieltrieb ist evolutionär bedingt. Die Tierwelt beweist das. Die kleinen verspielten Vierbeiner kennen wir alle, ebenso die drolligen Affen. Forscher entdecken im ganzen Tierreich spielerisches Verhalten. Die folgenden Informationen stammen mehrheitlich aus der Doku «Die Magie des Spielens».

Tiere verständigen sich über Körpersprache, dass das folgende Verhalten als Spiel zu werten ist. Sind sie aggressiv, verwenden sie eine ganz andere Mimik. Damit das Spielen funktioniert, darf sich keine Partei unterworfen fühlen. Deshalb ändern die Tiere auch immer wieder die Rollen.

Tiere spielen nur, wenn sie entspannt sind. Interessanterweise spielen sie auch mit anderen Arten. So führen Kitze Tänze mit Kängurus auf und Eichhörnchen klettern auf dem Rücken von Katzen herum. Viele Jungtiere trainieren sich im Spiel mit ihren Artgenossen bestimmte kognitive Fähigkeiten an.

Manche Spinnenarten üben spielerisch die Paarung. Forscher konnten zeigen, je öfter sie das üben, desto grösser fallen die Eisäcke der Weibchen aus. Sie bekommen mehr Nachkommen, leben länger und sind weniger aggressiv.

Junge Ratten jagen sich nach und springen sich gegenseitig ins Genick. Sie wechseln sich dabei ab. Wenn junge Ratten keine Spielkameraden haben, entwickeln sich keine sozialen Fähigkeiten und sie zeigen sich deutlich impulsiver. Ähnlich verhält es sich bei Hamstern.

So dürfte es zwar nicht aussehen, lustig ist die Vorstellung trotzdem.

Die Liste liesse sich endlos weiterführen. Schildkröten, die Tauziehen. Komodowarane, die sich mit Schuhen vergnügen usw. Gerade wenn wir über Kinder nachdenken, sollten wir die Beispiele aus der Tierwelt im Hinterkopf behalten.

Wichtig: Wenn Forscher von Spielen sprechen, sind natürlich nicht nur Brettspiele gemeint. Gerade für Kinder ist es essenziell, draussen zu spielen. Ohne Regeln, ohne irgendetwas, einfach in der Natur. In der Folge werde ich mich allerdings auf das Gesellschaftsspiel fokussieren.

Gesellschaftliches miteinander

Gesellschaftsspiele sind für Grosseltern eine ideale Freizeitaktivität, die sie mit ihren Enkelkindern ausüben können. Der Opa lehrt seiner Enkelin zum Beispiel das [link blog="162" title="Schachspielen"]. Die Kinder wiederum zeigen Oma wie [link product="2158" title="Uno"] funktioniert.

Wer gewinnt, spielt keine Rolle. Oma lässt die Kleinen eh meistens gewinnen, auch wenn Sie eigentlich eine gewiefte Zockerin ist. Vielmehr steht die gemeinsame Zeit im Vordergrund, die mit dem obligaten Dessert ihr Highlight findet.

Grosseltern spielen mit den Kinder, was gibt es schöneres?

Egal ob mit Familie, Freunden oder als Paar: Brettspiele können den Zusammenhalt merklich steigern. Mit kooperativen Spielen lernen wir Teamfähigkeit. Ärgerspiele wie «[link product="1392" title="Frantic"]» empfehle ich nur Leuten, die sich bereits etwas besser kennen und öfters gemeinsam spielen.

Alter, Religion oder kultureller Hintergrund haben keine Bedeutung. Gesellschaftsspiele kennen keine Grenzen, wie die Kampagne «Spielend für Toleranz» zeigt.

Aufgepasst liebe Eltern: Laut dem LEGO Play Well Report 2018 wünschen sich 81% der Kinder, dass ihre Eltern mehr mit ihnen spielen. Also Smartphone weglegen und die gemeinsame Zeit geniessen!

Empathie für die Mitspieler

Ich finde, der heutigen Ich-Gesellschaft fehlt es an Empathie. Zu oft zeigen wir zu wenig Verständnis für Andersdenkende oder Fremde. Da Gesellschaftsspiele ortsgebunden sind, erleben wir unsere Mitspieler direkt. Mimik und Reaktionen helfen uns, sich in die Lage der Mitspieler hineinzuversetzen.

Alleine das Warten bis man an der Reihe ist, fordert unsere Nerven bzw. Geduld heraus. Wahrscheinlich hat der Mitspieler gute Gründe, weshalb er sich so viel Zeit nimmt. Was mag in seinen Gedanken vorgehen? Von Bildschirmen können wir solche soziale Fähigkeiten kaum lernen.

Zaris Kinder gehen respektvoll miteinander um.

Manche Kartenspielfreunde behaupten, dass man seine Freunde erst beim Uno richtig kennenlernt. Dann, wenn sie sich dich dazu zwingen, vier weitere Karten aufzunehmen und sich dabei genüsslich die Hände reiben und spitzbübisch lachen.

Je nach Gruppe kann der Ton bei einem Brettspiel etwas rauer werden. Ich finde das nicht schlimm. Schliesslich ist im Leben auch nicht immer alles Friede, Freude, Honigkuchen... Wichtig ist nur, dass die Konflikte nach dem Spiel wieder beseitigt werden.

Strategisches (Voraus) Denken

Mit Gesellschaftsspielen verbessert man sein logisches Denken. Man versucht oftmals mehrere Züge vorauszuahnen. Ein Beispiel aus [link product="1968" title="Catan"]: «Wenn ich nun Holz besorge, kann ich es eine Runde später gegen Stein tauschen, da niemand anders Holz besitzt.»

Dazu gehört auch Überzeugungskunst. Bei Tauschgeschäften muss man dem Mitspieler klar machen, worin sein Vorteil liegt. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass das Brettspiel auch immer öfters von Unternehmen und öffentlichen Institutionen eingesetzt wird, um das Personal zu schulen.

Der spielerische Aspekt führt dazu, dass wir uns konzentrieren, ohne es als anstrengend zu empfinden. Der Einfluss vom Smartphone auf Konzentrationsstörungen ist noch nicht endgültig geklärt, aber die BLIKK Studie der deutschen Bundesregierung lässt nichts Gutes erahnen.

Entscheidungen treffen

Im Vergleich zur Planwirtschaft bringt der Kapitalismus eine schier endlose Produktepalette hervor. Was so nach märchenhafter Freiheit klingt, kann sich aber auch als Problem entpuppen. Wir erleben das jeden Tag mit unserem Spieleshop.

Hunderte Verlage, die uns ihre Spiele und Puzzles andrehen wollen. Welche davon sollen wir aufnehmen? Wie soll sich der Kunde in einem Sortiment von tausenden Produkten noch zurechtfinden? Es sind Fragen, deren Antworten bzw. Konsequenzen wir nicht genau kennen.

Solche Entscheidungen fallen schwer. Schliesslich sind auch wir nur Menschen, die oftmals Angst haben, das Falsche zu tun. Aber wir müssen mit den Unsicherheiten des Lebens klarkommen.

Wohin soll die Reise führen?

Vor und Nachteile abzuwägen, bilden das Herzstück von Gesellschaftsspielen. Menschen mit Entscheidungsschwäche üben hier im geschützten Rahmen. Mehr als eine Partie kann man nicht verlieren.

Sollte die getroffene Entscheidung nicht ideal gewesen sein, passt man sich der neuen Situation an und versucht das Ruder rum zu reissen. Das ist immer noch besser, als zu warten, bis sich die Entscheidungsmöglichkeiten in Luft aufgelöst haben.

Freude und Enttäuschung liegen nahe beieinander

Sind wir nicht alles coole Typen, wenn wir gewinnen? Unser Selbstvertrauen steigt an. Der «Aha-ich-kann-was-Effekt» tritt ein. Aber zum Leben gehören nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Verlieren will gelernt sein – aber auch respektvoll zu gewinnen.

Nicht alles ist immer, wie es scheint...

Selbst der cleverste Brettspieler wird ab und zu eine Spielrunde verlieren inkl. Schadenfreude der Mitspieler. Zu einem respektvollen Umgang gehört die bereits erwähnte Empathie. Welcher Akteur nimmt einen hämischen Spruch mit einem humorvollen Lächen entgegen und bei wem lässt man es besser bleiben?

Regeln verstehen und einhalten

Die Gesetzesbücher platzen mittlerweile aus allen Nähten. Man kann davon halten, was man will, aber eine immer komplexwerdende Gesellschaft braucht Regeln. Bereits die Römer legten grossen Wert auf ein funktionierendes Rechtssystem.

Auch wenn es manch ketzerischer Spruch anders propagiert: Regeln sind nicht da, um gebrochen zu werden. Wer dies immer wieder tut, bekommt Probleme. Sei es in der Familie, mit Freunden oder gar der Polizei.

Gesellschaftsspiele basieren auf klaren Regeln. Zumindest wenn die Anleitung brauchbar ist... Kinder lernen dadurch schnell, dass Schummeln nicht wirklich Teil des Spiels ist. Ach ja, so manch einem Erwachsenen schadet das auch nicht.

Während bei einem normalen Brettspiel, der Mitspieler vielleicht noch eingreift: «Moment, so geht das nicht!», gibt es bei kooperativen Spielen keinen «Schiedsrichter». Die Gruppe muss sich selber regulieren. Der Sieg gegen das Spiel fühlt sich nur wie ein Triumph an, wenn man die Regeln eingehalten hat.

Alzheimer und Demenz vorbeugen

Menschen werden immer älter. Es gibt kaum noch Familien, deren Stammbaum keine Spuren von Demenz- oder Alzheimer aufweist. Die Ursachen sind noch immer unklar, dennoch zeigen manche Studien: Wer mehr spielt, kann eine krankhafte Vergesslichkeit im Alter verzögern.

Eine Studie der Universität Ulm hat sich damit genauer auseinandergesetzt. Das Ergebnis: Brettspiele sind eine tolle Hilfe gegen Demenz - aber nur, wenn ein paar Aspekte beachtet werden.

So könne Alzheimer verzögert werden, wenn fünf Bereiche des Lebens regelmässig beansprucht werden: Ernährung, Bewegung, geistige Aktivität, Stressabbau, soziale Bindungen. Brettspiele können mindestens drei dieser fünf Bereiche abdecken.

Manche Gesellschaftsspiele zielen «nur» auf einen oder zwei der genannten Punkte ab. Deswegen wirkt Abwechslung Wunder. Regelmässige Spieleabende mit unterschiedlichen Spielen bilden den Schlüssel zum Erfolg.

Koordination, Reflexe und Beweglichkeit

Bekommst du die kleine nervige SIM-Karte einfach nicht aus dem Handy heraus? Da hat wohl jemand nicht genug [link product="2496" title="Doktor Bibber"] gespielt! Spiele können auch die sensorischen Fähigkeiten testen und verbessern. Dazu gibt es einige sehr bekannte Beispiele.

Zari und seine Kids beim Jenga!

Bei [link product="2195" title="Twister"] erfindest du Körperhaltungen, die kein Yoga-Programm in petto hat. Bei [link product="2025" title="Lucky Lachs"] musst du in Sekundenbruchteilen einen neuen Partner finden. In [link product="3061" title="Meeple Circus"] lernst auf spielerische Weise die Gesetze der Statik.

Spass ist eine ernste Angelegenheit

Bei all denn tollen Vorteilen dürfen wir eines nicht vergessen: Der Spass steht immer im Vordergrund. Was so logisch klingt, ist eine ernste Sache. Verspürt man beim Würfeln und Karten ablegen keinen Spass, dann wird man auch kaum von den positiven Effekten profitieren.

Macht Spielen nämlich kein Spass, dann ist es Arbeit. Deshalb findet Spielen auch immer freiwillig statt. Ein Kind zum Spielen zu zwingen, macht schlicht keinen Sinn.

Was ist, wenn dir oder deinem Partner Brettspiele einfach keine Freude bereiten? Ja, das kommt vor. Nicht allen gefällt es, zu grübeln, zu verhandeln, zu diskutieren und sich ein bisschen auf das Glück zu verlassen. Manchmal liegt aber auch ein Irrtum vor.

Zari hat genug von dieser Monopoly-Runde.

Würde ich zum Brettspielabend eingeladen, wo nur [link product="1589" title="Activity"] gespielt wird, hätte ich auch schnell keinen Bock mehr. Ähnliches gilt für [link blog="166" title="Monopoly"] und [link product="1635" title="Eile mit Weile"]. Es gibt schlicht völlig heterogene [link blog="191" title="Spielertypen"]:

  • Magst du Brett-, Karten- oder Partyspiele?
  • Agierst du lieber alleine oder kooperativ?
  • Sprechen dich Raumschiffe oder Segelschiffe mehr an?

So manch schlechte Erfahrung mit Brettspielen, liegt also am falschen Spiel. Ich habe in den letzten zwei Jahren ca. 100 Spiele getestet. Ich kann getrost sagen, dass «[link product="3045" title="Blue Lagoon"]» und «[link product="1433" title="Krazy Wordz"]» wenig gemeinsam haben. Dasselbe gilt für «[link product="2108" title="Camel Up"]» und «[link product="2395" title="Azul"]» - notabene beides Gewinner des «Spiel des Jahres» Preises.

Es gibt allerdings noch eine parasitäre Spassbremse. Das Smartphone. Bitte leg es beim Spielen weg. Gönn dem armen kleinen Ding mal eine Pause und lass seinen Akku in einer verstaubten Ecke aufladen.

Zückt nämlich jeder sein Handy immer wieder hervor, kommt kein Spielfluss auf. Ihr taucht dadurch nicht wirklich in das Spielthema ein. Der Spass bleibt auf der Strecke und bei den wartenden Kameraden wird aus Lust schnell Frust.

Fazit

Es ist schon erstaunlich, was ein bisschen Pappe, Würfel und kleine Figürchen alles auslösen können. Sei es um Stress abzubauen oder um gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbringen. Das Gesellschaftsspiel lebt. Ein wunderbares Hobby für Jung und Alt.

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