Backgammon Spielregeln
Wer schon in Südeuropa Ferien gemacht hat, kennt die Szene: Zwei Personen sitzen sich bei prächtigem Sonnenuntergang im Café gegenüber, rollen Würfel über einen Holzkasten und verschieben Steine. In diesem Artikel lernst du, wie Backgammon funktioniert.
Backgammon ist ein Klassiker unter den Brettspielen. Der Name «Backgammon» wurde erstmals um 1650 erwähnt. Die Spielidee ist aber deutlich älter. Bereits die Römer spielten einen Vorgänger mit drei Würfeln. Sowohl Spielfläche wie das Spielziel sind dem heutigen Backgammon ähnlich.
In Griechenland spricht man Tavli, in der Türkei von Tavla und in Bulgarien heisst es Tabla. Die persische Bezeichnung ist Tacht-e Nard (تختنرد). Es gibt dutzende verwandte Spiele zum klassischen Backgammon – das Grundprinzip ist aber immer gleich.
Die letzte Regeländerung erfuhr Backgammon um 1920 mit der Einführung des Dopplerwürfels. Damals liessen moderne Brettspiele wie die Siedler von Catan noch über 70 Jahre auf sich warten. Die erste Backgammon Weltmeisterschaft fand 1967, wo auch sonst, in Las Vegas statt.
Spielziel
Backgammon wir immer zu zweit gespielt. Wer als Erster alle Steine aus dem Spielfeld abgetragen hat, gewinnt. Das Ziel ähnelt Familienspielen wie «Eile mit Weile» oder «Mensch ärgere dich nicht». Strategisch hat Backgammon allerdings mehr zu bieten.
[list category="229"]
Zuerst gilt es, all seine eigenen Spielsteine ins Home-Board zu bringen. Anschliessend werden die sie ins Ziel gebracht, indem man sie hinauswürfelt. Mit einer klugen Taktik kannst du gegnerische Steine zurückbinden und sie in die Bar zurückwerfen.
Spielfläche
Das waren bereits einige Fachbegriffe. Es ist höchste Zeit, Spielfläche und Anfangsaufstellung unter die Lupe zu nehmen. Die Spielfläche besteht aus 24 Dreiecken. Sie werden Points oder Zungen genannt.
Die Nummern stehen nur als Hilfe in unseren Grafiken. Echte Backgammon Koffer besitzen in der Regel keine Koordinaten. Die Spielfläche besteht grob aus vier Teilen: Home-Board Weiss, Home-Board Schwarz, Outer-Board und Bar.
Auf der einen Spielseite befindet sich die Outer-Bar (Deutsch: Aussenfeld). Sie ist quasi neutrales Gebiet. Die jeweiligen Home-Boards bzw. Heimfelder sind die Zwischenzielorte der jeweiligen Farbe, bevor die Steine hinausgewürfelt werden können.
Die Backgammon Aufstellung ist symmetrisch. Gespielt wird mit 15 weissen respektive schwarzen Steinen. Auf dem 1. bzw. 24. Point liegen zwei Steine, auf dem 6. bzw. 19. fünf und auf dem 8. bzw. 17 drei. Fehlen noch je fünf weitere Steine auf den Zungen 12 bzw. 13.
Weder die Farben der Steine, noch die Zugrichtung (Pfeile) noch die Position des Heimfeldes sind vorgegeben. So könnte das Heimfeld für Weiss oben links sein, sodass Weiss linksherum spielt. Die Positionierung des Gegenspielers ist aber zwingend: Wo der eine startet, würfelt der andere aus.
Spielregeln
Gewürfelt wird mit zwei normalen 6er Würfeln. Bei Turnieren liegt zudem der Dopplerwürfel auf der Bar. Er besitzt die Zahlen 2-4-8-16-32-64, aber dazu später mehr.
Spielbeginn und -ablauf
Beim ersten Wurf verwendet jeder Spieler lediglich einen Würfel. Die Partei mit der höheren Zahl beginnt. Er darf seine Steine um die Augenzahl beider Würfel vorrücken. Nach der Eröffnung würfeln beide Seiten abwechselnd mit beiden Würfeln.
Jeder Spieler bewegt seine Steine entsprechend der Würfelzahlen. Aufgepasst: Die beiden Würfel werden einzeln gesetzt! Beide Zahlen können mit demselben Stein gezogen werden. Der Spieler entscheidet mit welcher Augenzahl er zuerst setzt, sofern es sich um einen gültigen Zug handelt.
Die Spielsteine wandern vom Heimfeld des Gegners über das Aussenfeld zum eigenen Heimfeld (vgl. Pfeile in vorheriger Grafik). Sie können nur auf offene Felder gesetzt werden. Befinden sich auf einem Feld zwei oder mehr gegnerische Steine, ist es besetzt. Man kann es nicht nutzen.
Pasch
Würfelt man einen Pasch (zwei gleiche Zahlen), so wird die gewürfelte Augenzahl doppelt gezogen. Wenn du zum Beispiel zwei Fünfer würfelst, darfst du 4x5 ziehen. Wo Würfel im Spiel sind, gehört Glück dazu. Aber keine Sorge, bei Backgammon gewinnt über lange Sicht der bessere Taktiker.
Schlagen
Wird ein Stein auf ein Feld gezogen, das von einem einzelnen gegnerischen Stein besetzt ist, so wird dieser geschlagen. Dies geschieht auch, wenn man auf diesem Feld nur einen Zwischenstopp macht, das heisst mit seinem Stein beide Augenzahlen setzen möchte.
Geschlagene Steine werden in die Brettmitte auf die Bar gesetzt. Der Besitzer dieses Steins darf erst mit anderen Steinen ziehen, wenn er zuvor alle Steine von der Bar zurück ins Spiel gewürfelt hat. Wer sich schlagen lässt, verliert bei Backgammon also wertvolle Zeit.
In der unten stehenden Grafik wurden soeben zwei schwarze Steine geschlagen und in die Bar gesetzt. Der schwarze Spieler muss nun in den folgenden Zügen all seine Spielsteine zurück aus der Bar ins Spiel bringen.
Dabei würfelt Schwarz wie bei einem normalen Zug, setzt aber seine Steine gemäss der Augenzahl in das Heimfeld des Gegners. Hat der Spieler zum Beispiel eine 3 und eine 5 gewürfelt, so setzt er je einen Stein auf das 22. und 20. Feld. Es wird also in der eigenen Spielrichtung abgezählt.
Kann kein Stein gesetzt werden, so verfällt der Wurf. Das wäre der Fall gewesen, wenn Schwarz zum Beispiel eine 1 und eine 2 gewürfelt hätte. Zur Erinnerung: Zwei Steine derselben Farbe auf einem Feld bilden eine Blockade.
Auswürfeln
Bei Backgammon müssen Würfel glatt aufliegen. Wenn ein Würfel angekippt ist oder auf einem Stein landet, wird der Wurf mit beiden Würfeln wiederholt. Turnierspieler nutzen meistens Würfelbecher. Schliesslich soll alles mit rechten Dingen zu und her gehen.
Befinden sich alle 15 Spielsteine im Heimfeld, darf man Auswürfeln. Die Steine werden aus dem Home-Board entfernt, wenn sie über das letzte Heimfeld ins Feld «0» oder «25» ziehen. Kann mit einem Wurf kein Stein ausgespielt werden, so muss der Wurf im Heimfeld gezogen werden.
Das Auswürfeln ist zentral in Backgammon. Deshalb wollen wir uns ein praktisches Beispiel ansehen. Schwarz ist am Zug und er hat eine 3 und eine 5 gewürfelt:
Das Ausspielen ist mit der 3 problemlos möglich. Mit der 5 ist das Auswürfeln hingegen «misslungen». Dem schwarzen Spieler bleibt nicht anderes übrig, als einen Stein vom Point 6 auf den Point 1 zu spielen. Mit der 3 hätte man übrigens auch normal ziehen können.
Im vorherigen Beispiel könnte man auf die Idee kommen, die Steine auf den Points 2 bzw 6 herauszuspielen. Schliesslich ergibt 2 plus 6 acht Würfelaugen und 3 plus 5 auch. Das sogenannte Splitten ist bei Backgammon allerdings nicht erlaubt! Die Würfel gelten als Ganzes.
Kann nicht aussgespielt und auch nicht gezogen werden, weil die Steine auf niedrigeren Feldern stehen, so wird der höchste Stein ausgespielt. Im folgenden Beispiel hat Weiss eine 5 und 6 gewürfelt:
Er kann weder ausspielen, noch ziehen. Aus diesem Grund verlassen die beiden hinteren Steine (Points 21) das Spielbrett. In diesem Beispiel muss Weiss anschliessend nur noch drei Steine auswürfeln, um die Partie zu gewinnen.
Unzulässige Züge
Beim Schachspiel müssen regelwidrige Züge, in klassischen Partien zurückgenommen werden. Backgammon ist da kreativer. Wenn ein Spieler einen unzulässigen Zug ausführt, kann der Gegner verlangen, dass stattdessen ein legaler Zug gemacht wird. Er muss aber nicht.
Die Logik dahinter ist klar: Wenn es einen besseren legalen Zug gibt, verlangt er kaum die Korrektur. Wenn ein Spieler nach dem illegalen Zug würfelt, akzeptiert er damit implizit den Zug. Jetzt noch nachträglich zu reklamieren, bringt nichts. Der Zug ist wortwörtlich abgefahren.
Können Blockaden übersprungen werden, wenn man beide Würfel in einen Stein investiert? Nein, das ist nicht erlaubt. Das letzte Beispiel erläutert diesen Gedankengang. Schwarz hat soeben eine 2 und eine 3 gewürfelt:
Schwarz ist nicht zu beneiden. Er wollte seinen zurückgebliebenen Stein auf Point 19 aufrücken lassen. Mit den fünf Augen kann er aber nicht nach vorne. Er darf nicht zwei ziehen, da Point 17 belegt ist. Point 16 ist ebenfalls in weisser Hand. Es muss ein anderer Zug ausgeführt werden.
Falls möglich, müssen beide Zahlen gesetzt werden. Ist das unmöglich, muss die höhere Zahl verwendet werden. Kann keine der Zahlen verwendet werden, setzt der Spieler aus. Im Beispiel oben kann Schwarz problemlos zwei legale Züge ausführen.
Gewinnstufen
Einfaches Spiel – Single game: Hat der Sieger alle Steine abgetragen und der Gegner zu diesem Zeitpunkt mindestens einen eigenen Stein herausgewürfelt, verliert man einfach oder eben Single game.
Doppeltes Spiel – Gammon: Hat der Verlierer keinen Stein herausgewürfelt, so wird das Spiel doppelt gewertet. Diesen Gewinn nennt man Gammon.
Dreifaches Spiel – Backgammon: Wenn der Verlierer keinen Stein herauswürfeln konnte und mindestens ein Stein im Home-Board des Siegers oder auf der Bar liegt, zählt das Spiel dreifach - ein Backgammon.
Dopplerwürfel
In Wettkämpfen kommt der Dopplerwürfel mit den Zahlen 2, 4, 8, 16, 32 und 64 zum Einsatz. Dieser liegt mit der 2 nach oben auf der Bar. Wenn einer der Spieler glaubt, dass er gewinnen wird, kann er, dem Gegner den Dopplerwürfel anbieten.
Der Dopplerwürfel verkürzt das Spiel und prüft die Risikobereitschaft. Lehnt der Gegner ab, so verliert er automatisch das Spiel. Akzeptiert er, erhält er den Dopplerwürfel mit der nach oben liegenden 2 als Hinweis, dass das Ergebnis des Spiels verdoppelt wird.
Wenn nun der Spieler mit dem Würfel im weiteren Verlauf zur Meinung gelangt, dass er die Partie gewinnen wird, kann er seinerseits, dem Gegner den Dopplerwürfel anbieten. Der Würfel wechselt bei Annahme den Besitzer und wird auf die aktuelle Zweierpotenz gedreht.
Verdoppeln darf nur der Spieler, der im Besitz des Dopplerwürfels ist, und zwar vor dem eigentlichen Würfeln mit den beiden 6er Würfeln. Nur zu Beginn des Spiels steht beiden Spielern die Möglichkeit offen, dem Gegner ein Doppel anzubieten.
Quelle: Ptkfgs von wikipedia.org
Der Dopplerwürfel reicht bis 64. Die Regeln erlauben weitere Verdopplungen, aber dies kommt selten vor. Selbst Verdopplungen bis 16 sind bei fortgeschrittenen Spielern kaum zu beobachten.
In einem Match wird auf eine bestimmte Punktzahl gespielt. Normalerweise ist es eine ungerade Zahl. Ab einem bestimmten Wert ist weiteres Verdoppeln sinnlos, weil der Sieger des einzelnen Spiels auch automatisch das ganze Match gewinnen wird.
Taktik
Wenn du die vorherigen Zeilen genau studiert hast, bist du nun in der Lage spannende Backgammon Partien auszutragen. Aber worauf sollte man achten? Die nachfolgenden Tipps vermitteln dir die absoluten Basics.
Die grundlegende Taktik bei Backgammon zielt darauf ab, die eigenen Steine zu schützen. Schlägt der Gegner unsere Steine, werden sie zurück an die Bar gesetzt. Im Umkehrschluss ist das Schlagen der gegnerischen Steine ein starkes Mittel, um den Gegner aufzuhalten.
Zu Beginn übersieht man noch die eine oder andere Chance. Wenn du einen Stein schlägst, solltest du immer bedenken, dass anschliessend dein eigener Stein ebenfalls freiliegt. Behalte zudem dein Heimfeld im Auge. Schliesslich wird der geschlagene Stein dort eingesetzt.
Was ist, wenn ich einen einzelnen Stein setzen muss? Er ist zweifellos eine Schwachstelle. Du erhöhst deine Chancen, wenn du ihn so nahe wie mögliche an die gegnerischen Steine platzierst. Der Grund: dein Gegenüber «überwürfelt» sich vielleicht.
Ich weiss, dass die meisten Menschen Wahrscheinlichkeiten verabscheuen, aber dieses Beispiel ist leicht. Trachte danach, die Points 7 bzw. 18 zu besetzen. Das liegt daran, dass man mit zwei Würfeln durchschnittlich sieben Augen würfelt. Ebenfalls wichtig sind die «Golden Points» 5 bzw. 20.
Der Dopplerwürfel wird eingesetzt, um Spiele schneller zu beenden. Erfahrene Spieler können anhand der Stellung beurteilen, ob sie das Risiko einer Verdopplung eingehen können oder ob sie besser aufgeben.
Die Entscheidung hängt bei einem Match oft vom aktuellen Punktestand ab. Der Spieler im Rückstand verdoppelt aggressiv. Der Führende taktiert vorsichtig. Wenn man der Stellung mindestens 25-30% Gewinnchancen gibt, ist die Annahme angemessen.
Vermeide aber das Risiko, wenn dein Gegner droht mit Gammon oder gar Backgammon zu gewinnen. Solche Niederlagen brechen dir das Genick. Wenn du die Verdoppelung ablehnst, verlierst du nur mittels Single game.
Sonderregeln und Turniere
Es gibt eine Fülle von kleinen Sonderregeln. Unter Freunden legt man einfach fest, was gilt. In einem Klub wird man über die spezifischen Regeln aufmerksam gemacht. Bei Turnieren sind sie ebenfalls klar definiert.
Turniere werden meistens nach im KO-System ausgetragen. In einer Runde wird oftmals auf 11 Punkte gespielt. Wer diese Punktezahl erreicht oder übertrifft, zieht in die nächste Runde ein. Das System ähnelt demjenigen von Snookerturnieren.
Hat dir diese Anleitung zu Backgammon gefallen? Ich freue mich auf deine Meinung. So kann ich dieses Tutorial laufend verbessern und erweitern. Danke!