Go Spielregeln
Go ist ein beliebtes Strategie- und Brettspiel aus Fernost. Wie es gespielt wird? Das verraten wir dir im folgenden Artikel. Hier sind die Go Spielregeln einfach erklärt – und ein paar Tipps, Tricks und Taktiken gibt es obendrein!
Die Go Grundlagen auf einem Blick
Ursprünglich kommt Go aus China, schwappte dann nach Japan und Korea – und ist seit dem 20. Jahrhundert auch in Europa verbreitet. Von den weltweit geschätzten 27 Millionen Go-Spieler leben allerdings 22 Millionen in Asien. Höchste Zeit dieses Verhältnis ein wenig zu ändern!
Das Spielbrett
Das Go Spielbrett besteht aus einem Raster von horizontalen und vertikalen Linien. Am populärsten ist ein 19x19 Brett mit 361 Schnittpunkten. Für Trainingspartien und schnelle Spiele sind auch kleinere Bretter (9x9 bis 15x15) üblich.
Die Spielfiguren
Verschiedene Figuren wie beim Schach gibt es nicht: Gespielt wird mit 181 schwarzen und 180 weissen Spielsteinen, die sich untereinander nicht unterscheiden. Meist benötigst du jedoch deutlich weniger Steine.
Die Spielzüge
Beim Go gibt es nur einen Spielzug: Die Spieler setzen ihre Steine abwechselnd auf die Schnittpunkte der Linien und können diese im Nachhinein nicht mehr bewegen. Steine können jedoch geschlagen werden.
Das Ziel des Spiels
Die Spieler versuchen mit ihren Steinen mehr Gebiete auf dem Spielfeld zu erobern als der Gegner. Das gelingt durch ein Umzingeln der Gebiete mit den eigenen Steinen. Auch das Schlagen von gegnerischen Steinen bringt Punkte.
Wichtig: Es gibt kein weltweit anerkanntes Regelwerk oder einen internationalen Dachverband. Die Grundregeln der grossen Verbände unterscheiden sich jedoch nur minimal und beeinflussen den Spielverlauf selten.
Die Spielregeln
Der Spielstart
Der Spieler mit den schwarzen Steinen beginnt und setzt einen Stein auf einen beliebigen Schnittpunkt der Spielbrettlinien. Dann ist der Spieler mit den weissen Steinen an der Reihe und setzt ebenfalls einen Stein auf einen Schnittpunkt («Feld») seiner Wahl.
Wichtig: Beim Go gibt es keine Zugpflicht! Du darfst jederzeit auf einen Zug verzichten – meist ist das jedoch erst am Spielende sinnvoll.
Tipp: Die meisten Spieler setzen die ersten Steine in die Nähe einer Ecke. Das Ziel? Die eigenen Steine sollten weder zu eng noch zu weit auseinander liegen. So kannst du flexibel und gezielt auf Spielzüge deines Gegners reagieren.
Freiheiten und Ketten
Freiheiten bezeichnen im Go benachbarte und freie Schnittstellen. Wenn mindestens zwei gleichfarbige Steine nebeneinander liegen, sind diese verbunden und man spricht von einer Kette. Ketten teilen sich ihre Freiheiten.
Steine schlagen
Indem du alle Freiheiten eines gegnerischen Steins oder einer Kette besetzt, kannst du Steine schlagen bzw. fangen. Wenn das gelingt, wird der Stein oder die gesamte Kette vom Spielbrett entfernt und aufbewahrt. Jeder geschlagene Stein wird ein Gefangener und zählt in der Endabrechnung einen Punkt.
Sobald ein Stein nur noch eine Freiheit hat, spricht man von Atari. Das bedeutet, dass die Steine stark gefährdet sind und der Gegner sie beim nächsten Zug schlagen kann.
Tipp: Steine in der Mitte sind demnach am schwersten zu schlagen. Sie haben vier Freiheiten, ein Stein am Rand nur drei und ein Stein in einer Ecke nur zwei Freiheiten.
Selbstmord
Einen Stein so zu setzen, dass die eigene Kette keine Freiheiten mehr besitzt, wird beim Go als Selbstmord bezeichnet. Ein solcher Spielzug ist nur in extrem seltenen Fällen sinnvoll und nach den meisten Regelwerken sowieso verboten.
Augen und lebendige Ketten
Augen bezeichnen freie Schnittpunkte, die von einer Kette umschlossen sind. Dort kann der Gegner keinen Stein mehr setzen – es sei denn, er umzingelt die komplette Kette (wie im vorherigen Bild).
Sobald eine Kette mindestens zwei Augen hat, wird sie lebendig. Das bedeutet: Die Kette und alle mit ihr verbundenen Steine sind nicht mehr schlagbar. Warum? Weil der Gegner zwei Freiheiten gleichzeitig besetzen müsste.
Um ins erste Auge einen Stein zu setzen, muss Weiss die komplette schwarze Kette umzingeln. Dadurch würde man die schwarzen Steine fangen. Unten hat Weiss zwei Augen und lebt. Die Kette ist nicht schlagbar.
Achtung: unechte Augen
Einige Spielsituationen sehen aus wie Augen, sind aber keine. Dann spricht man von unechten Augen. Zum Beispiel:
Die KO-Regel
Neben dem Selbstmord gibt es im Go einen weiteren verbotenen Spielzug: Wenn ein Spieler genau einen Stein schlägt, darf der Gegner denselben Stein nicht sofort zurückschlagen. Das vermeidet endlose Wiederholungen im Spiel.
Das Spielende
Das Spiel endet, sobald beide Spieler keinen Zug mehr setzen möchten und hintereinander passen. Das ist der Fall, wenn keine weiteren Punkte zu machen sind oder jeder Spieler mit einem weiteren Zug sein Gebiet verkleinern oder dem Gegner Gelegenheit zum Schlagen geben würde. Dann beginnt das grosse Rechnen.
Die Abrechnung
In der Abrechnung addieren die Spieler folgende drei Punktebringer:
- Die Anzahl der umzingelten Gebiete
- Die Anzahl der gefangenen Steine
- 6,5 Punkte für Weiss, weil Schwarz den ersten Zug hatte
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel. Aufgrund der ungeraden Bonuspunkte für Weiss ist ein Unentschieden nicht möglich. Diese 6,5 Punkte werden als Komi bezeichnet.
Tote Steine
Tote Steine im Go sind Steine ohne lebendige Ketten und ohne mögliche Augen, die komplett vom Gegner umschlossen sind. Diese werden in der Endabrechnung vom Spielfeld entfernt und zu den gefangenen Steinen gezählt.
Umzingelte Gebiete
Sobald alle toten Steine entfernt sind, zählen die Spieler ihre umzingelten Gebiete. Die Faustregel lautet: Ein Gebiet gehört dir, wenn keine anderen Steine das Gebiet berühren. Anschliessend werden alle freien Felder zusammengezählt.
Tipp: Nur freie Felder bringen Punkte. Das bedeutet: Auch wenn du einen Stein in dein eigenes Gebiet setzt, verlierst du Punkte. Deshalb solltest du am Ende des Spiels nicht zu spät passen!
Seki
Im Go bezeichnet Seki Spielfelder, die nach Spielende zu keinem Spieler gehören. Das ist der Fall, wenn keiner der Spieler gegnerische Steine fangen kann, ohne sich selbst zu schaden. Seki Gebiete werden in der Endabrechnung ausgelassen, sind jedoch sehr selten.
Übrigens: Auf Go Turnieren gibt es oft ein Zeitlimit für jedes Spiel. Dann bekommt jeder Spieler eine bestimmte Spiel- und Bedenkzeit, die mit einer Schachuhr gemessen wird. Bei schnellen Spielen beträgt das Zeitlimit manchmal nur 10 Minuten, bei japanischen Titelkämpfen bis zu 8 Stunden.
Tipps und Tricks für Anfänger
Es gibt unzählige Tipps, Taktiken, Ratgeber und Strategiebücher für mehr Erfolg beim Go. Wir haben die besten Tipps und Tricks für Anfänger zusammengefasst:
Grundlegende Tipps
- Gebiete zu erobern, ist viel wichtiger, als Steine zu fangen!
- Fokussiere dich nicht zu sehr auf Ketten, denn diese umschliessen meist wenig Spielfelder. Setze stattdessen lose Steine, die du bei einem Angriff schnell miteinander verbinden kannst.
- Am Rand und den Ecken des Spielfeldes sind Gebiete am einfachsten zu sichern. Deshalb starten die meisten Go Spieler bei einem 19x19 Brett an den Ecken. Anschliessend verlagert sich das Spielgeschehen an den Rand und dann in die Mitte.
- Nutze die Spielzeit des Gegners zum Nachdenken: Was hat dein Gegner vor? Welches Ziel verfolgt er mit seinem Zug? Welcher Zug nützt dir am meisten? Mit welchem Zug kannst du deinen Gegner unter Druck setzen und zu einer bestimmten Aktion zwingen?
Augen und Leben
- Augen zu bauen, kostet viel Zeit. Versuche deshalb eher Augen zu skizzieren, statt sie sofort zu vollenden. Ideal sind grössere Figuren, die du bei einem Angriff des Gegners schnell in zwei Augen umbauen kannst.
- Deshalb kommt es bei gegenseitigen Angriffen schnell zu einem Wettlauf: Wer kann seine Augen schneller aufbauen und seine Steine schützen?
- Überprüfe deine Augen lieber zwei Mal, damit du unechte Augen vermeidest. Wenn das Spielfeld voll ist, übersehen Anfänger unechte Augen schnell.
Der Endspurt
Wenn sich das Spiel zu Ende neigt, muss jeder Zug wohl überlegt sein. Es gibt nur noch wenige freie Felder und du musst nicht nur abwägen, was dir am meisten Punkte bringt. Viel wichtiger ist die Frage: Was schadet deinem Gegner am meisten? Wenn ein Zug dir nur einen Punkt bringt – beim Gegner aber grossen Schaden anrichtet – solltest du das tun. Selbst wenn ein anderer Zug dir mehr Punkte bringen könnte.
Go Spielvarianten
Nicht nur die Brettgrösse kann das Spiel verändern – im Go gibt es viele Varianten und mögliche Regeländerungen. Folgende vier Varianten sind besonders beliebt und stellen die Spieler vor neuen Herausforderungen.
Keima-Go
Hier setzen Spieler bei jedem Zug zwei Steine in einem bestimmten Abstand. Ausserdem greift die KO-Regel nur, wenn ein Spieler mit seinen zwei Zügen zwei KOs schlagen möchte. Auch tote Steine am Ende gibt es nicht.
Poker-Go
Die Spieler ziehen abwechselnd Karten, die bestimmte Anweisungen enthalten. Vom Setzen bestimmter Formationen bis zum Bewegen und Entfernen eigener oder gegnerischer Steine.
Atari-Go
Die Regeln ändern sich nicht, aber das Spiel ist schneller vorbei: Wer den ersten Stein fängt, gewinnt! Diese Variante bietet sich vor allem für Anfänger und für jüngere Spieler an.
Gobang
Beim Gobang versuchen die Spieler eine gerade und ununterbrochene Reihe von mindestens fünf Spielsteinen zu legen und zu erhalten. Die Reihen können horizontal, vertikal oder diagonal sein und Steine können geschlagen werden.
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Das waren die Go Spielregeln, die wichtigsten Tipps und beliebtesten Spielvarianten. Wir hoffen, wir konnten dir das spannende Strategiespiel etwas näher bringen, wünschen dir viel Spass beim Spielen und Taktieren – und verabschieden uns mit einem Zitat von Ex-Schachweltmeister Emanuel Lasker in Brettspiele der Völker:
«Go hat eine durchgehendere Logik als das Schach, ist ihm an Einfachheit überlegen und steht ihm, glaube ich, an Schwung der Phantasie nicht nach.»