Die Schachwelt nannte ihn liebevoll «Viktor, der Schreckliche». 2016 ist Viktor Kortschnoi im Alter von 85 verstorben. Das darauffolgende mediale Echo ist Beweis genug für seine Verdienste im Schachsport. Egal, ob Vishy Anand, Garri Kasparow oder Judit Polgar, unzählige Schachgrössen zollten dem schweizer Schachspieler mit russischer Herkunft ihren Respekt.
Mit der vorliegenden Autobiografie lässt Kortschnoi sein schachliches leben Revue passieren. Der Leser geniest 110 ausführlich analysierte Partien. Kortschnois Objektivität sucht seinesgleichen. So kritisiert er auch eigene Züge scharf. Über seine Intuition sagt er bescheiden: «Mein Stellungsgefühl hinkte meinen taktischen Fähigkeiten immer hinterher».
Wie von Edition Olms gewohnt, kommt das Layout chic und übersichtlich daher. Kortschnoi analysiert tief, übertreibt es aber nicht mit unnötigen Variantenbäumen. Man merkt, dass der Autor weitgehend auf Computerunterstützung verzichtete. Zurecht gehört das Werk zu den besten Schachbiografien überhaupt.
Der Amateurspieler wird wahrscheinlich die eine oder andere Untervariante überspringen, während dem der Meisterkandidat alles aufsaugt. Dennoch ist das Werk für alle Vereinsspieler geeignet, die von unbändigem Siegeswillen Kortschnois inspiriert werden wollen.